Dienstag, 10. April 2018

Tokyo von allen Seiten

Konnten wir das WLAN-Problem lösen? Nein. Sitze ich gerade mit dem Laptop im zweiten Stock eines 24-Stunden-Marktes mit gratis Wifi? Vielleicht.

Nach unserer Ankunft in Tokyo und einem ersten Abstecher nach Asakusa stand nun eine Stadtrundfahrt auf dem Programm. Wo sich Kyoto meistens bequem erlaufen ließ, ist man in Tokyo vom öffentlichen Nahverkehr abhängig. Mit unserer Kombination aus Rail Pass und einer 3-Tages-Karte für die U-Bahnen der Stadt sind wir gut aufgestellt und finden aller paar Minuten einen Zugang zum Bahn-Netz.

Den Anfang machte der Stadtteil Marunouchi, der so ziemlich das Zentrum Tokyos bildet. In diesem modernen Viertel steht eines der wichtigsten Gebäude der Stadt: der Kaiserpalast. Schwer bewacht und umgeben von Burggraben und Stacheldraht wohnt hier der japanische Kaiser mit seiner Familie. Ob das Leben im Palast ein schönes ist, mag bezweifelt werden. Nur zu wenigen Anlässen zeigt sich der Kaiser in der Öffentlichkeit und erst kürzlich wurde die Verfassung geändert, um ihm ein Abdanken zu ermöglichen - normalerweise regierten Kaiser bis zu ihrem Tod.


Der Palast ist in der alten Burg des Shoguns errichtet und besteht in seinen Grundmauern somit seit der Edo-Zeit. Im Inneren wurden jedoch über die Jahre viele moderne Gebäude hinzugefügt. Einen kleinen Teil des Palastes kann man zu bestimmten Zeiten auch besichtigen, allerdings nicht die Wohnbereiche.




Viele Wachleute und Schilder machen deutlich, wo für die Touristen der Weg endet. 

Ausrüstung eines Wächters am Palast: Leuchtstab um im Dunkeln Signale zu geben, Schild zur Verteidigung bei Randale, ein kleiner Gummischlagstock und ein langer Holzstab - alle Mitglieder der Polizei und der Palastgarde sind im Kendo (also dem japanischen Schwertkampf) geschult. 



Vom Palast, der deutlich den Kontrast von Tradition und Moderne zeigt, ging es noch ein paar Meter weiter zu jenem Betonklotz, in dem das japanische Parlament tagt.
Von dort suchten wir eine weitere U-Bahn auf, wobei Momo erfreut feststellen durfte: da die Japaner durchschnittlich kleiner sind als wir Deutschen, gibt es hier sogar Haltegriffe für ihre Körpergröße!


Wir stiegen im Bereich Roppongi aus, einem Ausgehviertel mit viel westlichem Flair und hochklassigen Restaurants. Hier steht der Tokyo-Tower, der lange Zeit der Hauptfunkturm Tokyos war und vor allem dadurch auffällt, dass seine Gestaltung einfach mal vom Eiffel-Turm abkopiert wurde. Hier kann man auch Aussichtsplattformen besuchen, etwa 25 Euro für einmal Fahrstuhl fahren waren uns dann aber doch zu viel.

Aktuell in ganz Tokyo beliebt: Mario-Kart-Touren samt Kostümen 




Am Eingang des Towers hängen aktuell tausende Fischflaggen, die für gutes Glück stehen. 


In Roppongi fanden wir dann sogar ein deutsches Restaurant mit dem klangvollen Namen "Die Wurst" und fuhren weiter über den Stadtteil Ebisu. Ebisu ist der Name einer Glücksgottheit und wurde zum Inbegriff des Bieres, als ein findiger Japaner vor vielen Jahren einen Münchener Braumeister samt Technik einschiffen ließ und mit Yebisu eine japanische Biermarke nach deutschem Reinheitsgebot startete. Rund um die Brauerei erblühte der Stadtteil und trägt heute den Namen "Ebisu" um zu zeigen, wem das Viertel seinen Stand verdankt. Die Lampen am Bahnhof waren passend auch in Form von Bierkrügen.



Wir stiegen in Harajuku aus, dem Szeneviertel Tokyos, das direkt an das ebenso trendige Shibuya grenzt. Hier liegt auch eine der grünen Lungen Tokyos, der Yoyogi-Park, sowie der Meiji-Schrein. Dieser Schrein ist dem Meiji-Kaiser gewidmet, unter dessen Herrschaft das Land nach der Restauration 1868 modernisiert wurde.

Keine Werbung für kitschige Liebes-Manga, sondern eine Werbekampagne für mehr Passwort-Sicherheit im Internet, die mit Klischees aus dem Romance-Genre spielt. 


In diesen Fässern wird heiliger Sake für Zeremonien aufbewahrt. 





Vom Schrein stürzten wir uns direkt in die Takeshita-Street, die ultimative Harajuku-Erfahrung. Neben allen möglichen und unmöglichen Kleidungsstücken und Accessoires gab es hier eine ganze Reihe von Ständen, die leckere Kleinigkeiten verkauften, etwa gut gefüllte Cremes mit Eis oder Kuchen, sowie riesige bunte Zuckerwatte.







Weiter ging es ein Stück die Omote-Sando, eine weitere riesige Shopping-Straße, entlang und schließlich zum Bahnhof Shibuya. Hier befindet sich neben der Statue von Hachiko, jenem treuen Hund der nach dem Tod seines Herrchens auf der Arbeit noch jahrelang jeden Tag am Bahnhof wartete, auch die berühmte Shibuya-Kreuzung. Wenn die Ampel umspringt laufen Menschen in etwa zehn verschiedene Richtungen über die Kreuzung und schaffen es meist doch - typisch Japaner - sich nicht großartig zu behindern und rechtzeitig die andere Seite zu erreichen.



In Shibuya gibt es endlich Portionen in Arthur-Größe 

Abseits der glänzenden Hauptstraßen finden sich auch ärmere Straßenzüge mit heruntergekommenen Häusern.






In Shibuya fand sich erstmals auch eine Bäckerei mit dunklem Brot. Stolze 8 Euro kostete ein 500g-Laib, dieses kleine Brötchen gab es für etwa 1,50.


Letzte große Station war das Rathaus der Metropole Tokyo. Aus dem Regierungsviertel Shinjuku heraus wird das Geschick des Molochs bestimmt. Hier erhält man auch kostenlos eine tolle Aussicht über die Stadt. Wo sonst aber nur wenige Menschen warten stand heute eine Schlange von mindestens einer Stunde Wartezeit - das war es uns dann doch nicht wert. 




Am Bahnhof trennten sich die Wege, die einen gingen noch essen, die anderen fuhren nach Hause und ich drehte eine kurze Runde durch Akihabara am Abend. Das Elektronikviertel wird uns morgen nochmal begegnen und ist vor allem ein Paradies für Fans der japanischen Popkultur, sprich Anime und Manga. Auch die Maid-Cafes finden sich hier in allen Varianten, viele Spielarkaden und Läden für Fanhefte, in denen Künstler mit bekannten Charakteren ihre Fantasien ausleben.



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