Donnerstag, 12. April 2018

Touris im Kochtopf

Der Plan für den heutigen Tag war es, mit dem Shinkansen nach Odawara zu fahren, von dort in die kleine Stadt Hakone in den Bergen, mit Seilbahnen hinauf auf die Gipfel, den Fuji sehen, mit dem Schiff über den See und dann im Onsen versinken.
Und dann kam das Wetter. Das meinte nämlich mit Wind und Regen erstmal Boot und Seilbahn außer Gefecht setzen zu müssen. Somit fiel der Plan schon in Odawara buchstäblich ins Wasser.

Letztlich beschlossen wir, den Endpunkt der Tour zur Hauptattraktion zu machen - das Tenzan-Onsen.

Onsen ist der Begriff für die heißen Quellen, die sich in Japan durch vulkanische Aktivität gebildet haben und auf denen die Japaner eine traditionsreiche Badekultur aufgebaut haben.

Das Tenzan wählten wir, weil es auch Touristen mit Tattoos offen stand.
Tattoos haben in Japan keinen guten Ruf. Sie werden in Verbindung gebracht mit der japanischen Mafia - den Yakuza - oder alternativ mit Prostitution. Manche Bäder verbieten tätowierten Personen daher den Zutritt.

Nach einer Fahrt mit einem Shuttlebus erreichten wir das Tenzan, das malerisch im Wald eines kleinen Tals liegt und neben dem Onsen auch als Ryokan - eine traditionelle Herberge - fungiert.

Während man Touristen hier gern empfängt, gibt es trotzdem nur die notwendigsten Infos auf Englisch. Wir fanden uns aber schnell zurecht.

Die Schuhe wurden am Eingang in Fächer geschlossen, im Haus bewegt man dich barfuß oder in Socken. Ein paar Truppen hinab wartete schließlich der nach Geschlechtern getrennte Badebereich. Hier schließt man seine Habe in einen Spind und marschiert nackt erstmal zu den kleinen Sitzduschen, an denen man sich gründlich reinigt. Erst danach darf man sauber in die warmen Becken steigen. Insgesamt sieben davon standen allein im Männerbereich zur Verfügung und boten von seichten 30 Grad bis hin zu 60/70 Grad für jeden Geschmack die passende Temperatur.

Einige der Becken waren überdacht, manche noch im Haus untergebracht, manche kunstvoll in die Natur außerhalb eingefügt. Der Übergang zwischen drinnen und draußen verlief nahtlos. Mit dem Versinken im heißen Wasser, den Blick auf die umgebenden Bäume, Felsen und den Himmel gerichtet, fiel aller Stress der letzten Tage von uns ab.

Wie in einer Sauna ist auch im Onsen der Wechsel zwischen Baden und Abkühlen wichtig, um den Kreislauf nicht zu überfordern.
Daher bietet das Onsen Tatamibereiche zum Ausruhen, einen Schlafraum mit Matratzen und Decken, ein Restaurant mit großartigen frischen Speisen, Massageräume... es fehlt an nichts.

Nur WLAN gibt es hier nicht, genau genommen sind Handys im Gebäude eher unerwünscht. Schließlich soll man die Außenwelt vergessen und sich ganz der Entspannung hingeben können. 






Nach etwa fünf Stunden machten wir uns letztlich widerwillig auf den Weg zurück in die Großstadt. Gern wären wir einfach in dem warmen Becken sitzen geblieben. Wir müssen in Zukunft also wohl wiederkommen.

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